Unnötiger Abriss: Wydäckerring

Das Trio 8000.agency hat die abgerissene Siedlung ‹Wydäckerring› untersucht. Sie haben vor allem herausgefunden, wie schlecht die Argumente dafür waren, die Siedlung abzureissen. Ihre Recherche gibt einen praktischen Einblick in die Immobilienbranche. Uah, hier sind ein paar fun facts eines unnötigen Abrisses!

Liebe 8000.agency,

seit dem Spaziergang mit euch bin ich ja instant-super-Groupie. Also einfach ein riesen Fan. Ich versuche mal wiederzugeben, was ich von euch zu diesem unsäglichen Abriss am Wydäckerring gelernt habe…

aus der Begleitbroschüre von 8000.agency

In der neuen Siedlung am Wydäckerring wohnen weniger Menschen als in der alten:  

Früher wohnten im Wydäckerring 370-400 Personen. Der Neubau soll 320-340 Personen unterbringen. Weniger als zuvor!! Und das in einer Stadt, in der akute Wohnungsnot herrscht!

Achtung also, von wegen ‹Verdichtung›: Verdichtung heisst meistens v.a. grössere Wohnungen, grössere Flächen. Nicht aber unbedingt auch, dass mehr Menschen in diesen grösseren Wohnungen leben. In besonders drastischen Fällen ziehen in den Neubau sogar WENIGER Menschen ein als vorher.

aus der Ausstellung im ZAZ Bellerive

Die abgerissene Siedlung hatte zeitgemässe Grundrisse:

Beim Wydäckerring wurde zwar behauptet: “Die Grundrisse sind nicht mehr zeitgemäss. Darum muss man die alte Siedlung abreissen.” Dabei waren die Grundrisse der abgerissenen Siedlung praktisch gleich aufgebaut wie in einer Neubausiedlung nebenan. Dort wurden dieselben Grundrisse als zeitgemäss und modern angepriesen. 

aus der Begleitbroschüre von 8000.agency

Die Tiefgarage wurde extra neu gebaut, damit breitere Autos Platz haben:

Die bestehende Tiefgarage hatte ein Stützenraster, das just ein bisschen zu eng war für SUVs & Co. Darum wurde die gesamte Tiefgarage entfernt, der Bauschutt mühsam entsorgt – nur damit eine paar Zentimeter breitere Tiefgarage für grosse Schlitten gebaut werden kann. Und das in Zeiten der Klimakrise.

Achtung, von wegen ‘Betonrecycling’: Der Beton dieser Tiefgarage wurde recycelt, d.h. zu Kies vermahlen für die Wiederverwendung. Klingt gut? Nützt aber kaum etwas für den CO2-Abdruck. Weil das wirklich Umweltschädigende ist der Zement. Und davon braucht es ebenso viel für Recycling-Beton. 

↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓ und wofür das alles? ↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓

Dieser ganze Abriss ist also eine reine Geldanlage.

Ah ja, dazu passt der letzte Fun Fact: Eine Vierzimmer-Wohnung von ehemals 1800 CHF wird hier neu für 3500 vermietet werden. 

Wer da noch an unser Wirtschaftssystem glaubt…

Na dann, prost und guten Abend.

Eure Mieten-Marta

PS: Die ganze Recherche findet sich hier: www.8000.agency